Samstag, 24.12.2012
Ein Missverständnis und die Gewohnheit der Südamerikaner machen uns einen Strich durch die Rechnung mit dem tollen Frühstück.
Wir sind zwar um 8:30 h startklar, aber draußen ist alles tot. Als die Putzfrau auftaucht erfahren wir, dass der Laden erst um 10:00 Uhr auf macht. Das ist dann selbst mir zu lange (obwohl ich
(der elch) doch nichts mehr hasse, als ohne Frühstück aufbrechen zu müssen). Zum Glück bekommen wir jetzt das Mopped aus seinem sicheren Verschlag.
Na dann auf, in die nächste Stadt – Chanaral. Etwa 150 km – die Tankrestanzeige meint noch 130 km. Also spritsparend fahren, den
Rückenwind ausnutzen; na ja, wir haben es mit dem letzten Tropfen ohne zu schieben geschafft. Aber was für ein Goldgräbernest ist denn Chanaral !! An der Tankstelle gibt es Kaffee, aber nix
Desajuno. Jetzt werde ich langsam unleidig. Schnell muss Abhilfe her. In dem Einbahnstraßengewirr findet sich endlich ein Supermercado. Dann fahren wir zum höhergelegenen Kirchplatz und können
auf einer Bank abseits des Staubes und Gewimmels Frühstück und Mittag zusammenlegen. Es scheint, wir haben die Zivilisation hinter uns gelassen.
Lange 420 km durch die Atacama-Wüste bis nach Antofagasta, unserem alternativlosen Tagesziel, liegen noch vor uns. Die Strecke,
die Landschaft und das Rasthaus erinnern stark an den Stuart-Highway in DownUnder. Aber auch hier gilt: die Wüste ist absolut abwechslungsreich, und wir haben keine einzige klassische Sanddüne
gesehen. In „Agua Verde“, so einem staubigen Resthouse mit Tankstelle und Nescafe, machen wir einen Stopp, bevor wir vom Mopped fallen. Wir liegen hier schon wieder knapp 2000 m über dem Meer,
die Temperatur bei 34° im Schatten (den es hier nicht gibt…).
Antofagasta kommt immer näher und wir erreichen die „Mano del Desierte“, diese Steinskulptur mitten im Nichts. Sie soll die
Kulisse für unsere Weihnachtsgrußmail mit Siggi und mir mit Zipfelmützen bilden. Das klappt auch prima. Nur der Wind wird immer heftiger. Dann geht es immer abwärts Antofagasta entgegen. Aber der
erste Eindruck: was für eine Enttäuschung ! Ein extrem schmutziger Industriegürtel umzieht die Stadt. Zusammen mit dem Staub hat alles nur eine Farbe: Rostbraun. Zum Wasser hin schlägt das Bild
dann wieder um. Alles ultra schick mit Palmen und (Kunst-)Rasen. Irgendwie Monaco like. Unser Hotel ist schnell gefunden, sieht ordentlich aus, obwohl es in einer nicht mehr ganz so schicken
Straße am Rande des Zentrums liegt. Innen kommt schon eher die Enttäuschung – und sicherer Parkplatz für das Mopped, wie am Telefon versprochen, gibt es nicht. Dafür ein Parkhaus eine Straße
weiter, kostet 8000 Pesos extra. Das Hotel ist so eine Mischung aus Patio und Alcatraz: Rechts und links Zimmer um einen nach oben offenen langen Gang, in den oberen Stockwerken eine Art Balkon
vor den Zimmern, von dem aus man in die kleinen Hütten kommt. Zum Glück ist es recht sauber, aber Frühstück gibt es auch nicht.
Wir machen uns auf, am heutigen Heiligen Abend ein offenes Restaurant zu finden. Wenigstens in dem Punkt stimmt die Aussage
unseres Portiers: Im „El Arriero“ scheint man sein Weihnachtsessen einzunehmen. Auch wir werden fürstlich bedient. Auf kleinen Holzkohleöfen wird unser Essen serviert. Für mich liegen da drei
Schnitzel, Salat und Pommes. Für Siggi eine entsprechende Menge Fisch mit Beilagen. Nicht zu schaffen ….
Erster Weihnachtstag 25.12.
Wie am Vorabend beschlossen, wollen wir schon heute wieder raus aus Antofagasta. Lieber noch einen Tag in San Pedro de Atacama dranhängen.
Frühstück bietet „Alcatraz“ sowieso nicht an, also stehen wir um 9:00 Uhr vor dem Parkhaus, um die Q zu befreien. Aber alles ist verrammelt, die Rolltore sind unten und weit und breit keine Seele
zu sehen. Da ist guter Rat teuer. Neben einem der Rolltore befindet sich eine kleine Türklingel. Siggi drückt und in den Hallen hinter der Blechwand schrillt es – mehr passiert aber auch nicht.
Unter der Klingel klemmt ein kleiner, handgeschriebener Zettel mit einer Nummer – einer Telefonnummer? Wir haben ein Handy mit chilenischer SIM Karte. Das kommt jetzt zum Einsatz, aber eine
Verbindung kommt nicht zu Stande.
Also zurück zum Hotel. Der Nachtportier spricht etwas Englisch. Wir erklären unser Problem und unsere Versuche. Er erkennt
gleich an der Nummer, dass es sich um eine Handynummer handelt. Da war unsere angewandte Erfahrung, dass immer noch die örtliche Vorwahl vorgewählt werden muss, kontraproduktiv. Der Portier
übernimmt für uns den Anruf und erhält das Versprechen: In 3 Minuten ist jemand da. Wieder einmal um den Block und tatsächlich: wir kommen fast gleichzeitig mit dem jungen Parkwächter ein. Der
Rest ist die übliche Urlaubsroutine: Koffer ans Mopped, zusätzlich mit Gurten sichern, beide Ortlieb - Packtaschen oben drauf und verzurren, den Tankrucksack befestigen, Navi
montieren, noch Helm und Handschuhe anziehen. Jetzt aber nix wie wech.
Was noch fehlt sind Bargeld, Wasser, Sprit und Früühstück… Der Retter in allen Lebenslagen: Pronto bei COPEC. Ist sogar im Navi
drin. Also navigieren lassen. Die 500 m Luftlinie lassen sich durch ein geschicktes Einbahnstraßensystem und einen Abbiegefehler zu einer kleinen Stadtrundfahrt erweitern….
Aus Antofagasta führt die Straße erst mal wieder steil auf das Plateau, das ca. 500 m höher als die Stadt liegt. Südamerikanisch
wird dieser Höhenunterschied in Falllinie überwunden. Ist das Plateau erreicht, steigt die Landschaft
fast unmerklich über 200 km auf ca. 2500 Meter an. In diesem Gebiet hat der Bergbau Tradition. Erzbahn, Trucks, unglaubliche Erdbewegungen und verlassene Dörfer der Minenarbeiter bestimmen das
Bild. Schließlich taucht die Bergarbeiterstadt Calama auf. Wir würden nicht rein fahren, wenn wir nicht auch Sprit bräuchten. Außerdem würden wir uns gern die größte Kupfermine der Welt in
Chuquicamata anschauen. Wie überrascht sind wir, als wir eine lebendige, saubere Stadt mit viel Grün vorfinden. Nur die Suche nach einem passenden Cafe gestaltet sich schwierig. Ich parke
schließlich auf dem Gehweg am Rande der grünen Plaza Las Armas im Schatten. Gegenüber ist der „Kroatische Club“ und Siggi schafft es, den Kellner zu überzeugen, den Kaffee an die Parkbank zu
liefern. So komische Anwandlungen können doch nur europäische Touristen haben...
Wir fahren zwar dann noch Richtung Chuquicamata, können uns aber aus der Ferne nur einen kleinen Eindruck von der Dimension
holen. Die Führungen sind für eine Woche im voraus ausgebucht.
Von Calama nach San Pedro ist ein Pass mit rund 3400 m zu überwinden. Die Straße ist gut ausgebaut. Kurz vor der Passhöhe
begrüßt uns dann die Wüste mit Regen und Sturm und 12° C. Unglaublich.
In San Pedro ist unsere Unterkunft für die nächsten Tage schnell gefunden. Den Tip haben wir wieder aus dem backpackerhostal –
Heft aus Santiago. Die Zimmer und der Patio sind einfach, aber schön im Hostal „MamaTierra“. Wir
wollen hier erst mal relaxen und dann ein paar Touren ohne Ballast unternehmen. Am Abend gehen wir zum Essen in eins der vielen schönen Lokale. Wir sind noch nicht lange dort, da fällt der Strom
aus – Blitzeinschlag. Der Wirt bittet um Geduld. Statt in der Microwelle wird die Quiche im Ofen zubereitet. Auf die Tische kommen Kerzen. Eigentlich ist der Stromausfall kein Nachteil. Als wir
aufbrechen, geht der Strom wieder an.
San Pedro de Atacama:
kein Reiseführer oder Bild hat uns auf das eingestellt, was den Ort tatsächlich ausmacht: einfach eine Oasenstadt mit einer klar
umrissenen Grenze zwischen ihrem Grün und der Wüste außenrum. Mit landwirtschaftlichen Flächen mittendrin; ordentlich geplasterten oder geteerten Straßen; Schulen, Spielplätzen und sogar
überdachten Sportplätzen. Aber für die in ihrem Radius beschränkten Touris, die es fußlahm gerade vom Bus bis zum nahe gelegenen Hostal schaffen, oder noch schlimmer: vom Airport zum Hotel
geshuttelt werden, kann man einen Mythos aufrecht erhalten: eine Wild-West-Stadt mit ungepflasterten Wegen zwischen den weißen Häusern durch. Oder Negativ: besteht nur aus Reiseveranstaltern,
Wechselstuben, Restaurants und Hotels. Ja, genau eine Häuserzeile weit um den zentralen Platz herum. Und das sind die Touris selber schuld !!
(Eindeutig Einschub der elchin)
Der nächste Tag wird zum motorradfreien Tag erklärt. Wir schlafen aus, machen selber Frühstück, die Zutaten kommen aus dem
kleinen Supermercado nebenan. Von hier kommt auch immer Mathilda zu Besuch – die Krämerkatze. In der nächsten Nacht lag sie plötzlich zwischen uns, und nach dem zweiten Rauswurf haben wir das Schiebefenster fest verriegelt. Mathilde weiß nämlich, wie man sonst
Fenster öffnet….
Als wir am Nachmittag zum Kaffee an der Plaza sitzen, kommen zwei Motorradfahrer mit zwei F 650. Einer hat ein rotes Laneyard um
– Motoaventura. Es sind Klaus und Claus, Vater und Sohn aus Bochum. Die beiden sind auch auf großer Rundtour und wir haben viel zu erzählen.
und nicht das klassische Bild von der Kirche durch den Eingangsbogen hindurch: man muss tagelang durch die menschenleere Weite Chiles gefahren sein, die wenigen Häuser und kleinsten Kapellen gesehen haben, um die Größe dieser Kirche zu verstehen...