Teil 6: der Höhepunkt, mein Ziel: das Altiplano
Donnerstag, 29.12.11
Das Wetter bleibt so. Wir stehen früh auf, haben für das Frühstück im Supermarkt direkt neben dem Hostal eingekauft und müssen
nur noch den Tank füllen. Die Tankstelle liegt am Ende einer Sackgasse mitten im Ort. So ist das tägliche Chaos vorprogrammiert.
Unser nächstes Abenteuer heißt Grenzübertritt – und ist heute in 5 Minuten erledigt. Zwei Personen vor uns, zuvorkommende
Zöllner und Carabinieri, vollständige Papier von Motoaventura und wir sind von den Chilenen abgefertigt. Die Grenzstation befindet sich am Ortsrand von San Pedro, noch ca. 120 km vor der
eigentlichen Grenze. Wir starten und haben 30 Minuten später die erste Höhenstufe in 4700 m Höhe erreicht. Eigentlich hätten wir schon längst nach Bolivien abbiegen müssen, aber die Ausblicke
ziehen uns eine um die andere Kurve weiter. Einfach fantastisch und wer weiß, wie das Wetter bei unserer endgültigen Ausreise über den Paso Jama sein wird.
Dann kehren wir um und nehmen den Abzweig nach Norden, nach Bolivien mit seinen Lagunen. Nach wenigen Kilometern kommt die
bolivianische Grenzstation mit ihrer halbverfallenen Hütte und richtigem Schlagbaum, der vom Zöllner geöffnet wird, wenn die Formalitäten erledigt sind. Auch hier sitzen wir nach 5 Minuten wieder
auf dem Motorrad. Nach ein paar Kilometern stirbt der Traum, vielleicht doch noch die Laguna Colorada „mitnehmen zu können“. Die Piste ist ungepflegt, stark verspurt und das lose Material ist
nicht so griffig wie an anderen Stellen unserer Tour. Zweimal muss Siggi absteigen, und auch sonst habe ich Mühe, die Fuhre auf dem Untergrund auf Kurs zu halten. Die Laguna Blanca liegt neben uns, und es sind nur noch wenige Kilometer bis zum Ufer der Laguna Verde. Da kommt noch mal
ein besonders heftiges Stück, und auch die Anstrengung macht sich hier auf 4600 m bemerkbar. Ich bin
kurz davor aufzugeben. Aber doch nicht so kurz vor dem Ziel! Die eingefahrenen Spuren werden 30 cm tief – zu viel für die Q. Den schmalen stehengebliebenen Streifen traue ich mir kaum zu, und
rechts und links der Piste hat der Schrädder einen 40 cm hohen Wall aufgeworfen. Also ohne Siggi fahren und den schmalen Steg nicht verlieren. Es passt, wir sind durch, und die Lagune liegt in schönsten Farben vor uns.
Es ist schweinekalt und der Wind pfeift bei 8° C. Keine einladende Gegend zum Erholen. Wir essen, trinken und fotografieren
schnell, dann geht es zurück. Zusätzlich ziehen Wolken auf und die tollsten Ausblicke haben schon an Reiz verloren. Also zurück,
aber diesmal versuche ich auf dem glatten Naturuntergrund parallel zur steinigen Piste einen Weg an den kritischen Stellen vorbei zu finden. Das klappt auch
ganz gut und bald stehen wir wieder am bolivianischen Zollhaus. Das Schlimmste ist geschafft, und wir
freuen uns, die Lagune unter so schönen Bedingungen erlebt zu haben. Auf der Abfahrt nach San Pedro zählen wir 17 !! Notfallspuren, damit die meist völlig überladenen LKWs doch meistens heil
unten ankommen. Nur 2 Wracks sind noch zu sehen.
In San Pedro tanken wir wieder, denn morgen sollen wir weiter reisen, nach Argentinien. Der Reservekanister, den wir nun schon
seit dem Paso Negra mit uns spazieren fahren, erweist sich als undicht. Ein neuer Kanister muss her, denn es droht die überlange Passage bis mind. Susques in Argentinien und danach das ständige
argentinische Benzinproblem… In einer Werkstatt/Ölwechselstation hat uns der Besitzer gerade seinen Kanister mit dem Reinigungsbenzin verkauft, da kommt ein anderer Kunde und erzählt, dass ganz
neu an der Grenze eine YPF-Tankstelle eröffnet wurde. So gerüstet könnten wir morgen nach Argentinien starten.
Aber: will ich überhaupt nach Argentinien, dahin, wo immer die Regenwolken hängen?? Wo alles soviel schlechter und schwieriger
sein soll als in Chile? Nachdem wir so tolle Landschaften in Chile gesehen haben und auch hier noch Einiges neu erkunden könnten?? Schlechte Karten für Argentinien !! Na gut, geben wir dem Land
auch eine Chance.... (Gedanken der elchin vor Ort)