Unsere nächste Etappe führt nach Keylong. Dazu muss der erste und damit lang ersehnte Pass bewältigt werden: Der Rotang La (La = Pass) mit 3975 m. Damit tauschen wir dann die grüne Landschaft gegen schroffe Gebirgswelt. Gleichzeitig nimmt die Verkehrsdichte wieder zu. Die Strecke ist in höherer Lage in schlechtem Zustand, aber der Andrang der in- und ausländischen Touristen in diese Freizeitregion ist groß. Und so hat die Regierung die Benutzung reglementiert. Auch wir konnten nur mit einem Tag Verspätung die Strecke unter die Räder nehmen - das Permit fehlte. Aber nun probieren wir zum ersten Mal, ob die Enfields überhaupt bis oben kommen. Und siehe da - es geht sogar zu zweit. Was uns bremst, sind lediglich die Fotostops bei all den vielen aahs und oohs. Aber dafür scheinen sich unsere Mitfahrer nicht zu interessieren. Die kennen nur zwei digitale Gasstellungen und warten dafür am nächsten Treffpunkt mit scharrenden Hufen auf uns. Eine homogene Gruppe ist anders.
Keylong ist zwar nur ein Ort mit ca. 1.000 Einwohnern, aber das Verwaltungs- und Einkaufszentrum für einen weiten Umkreis. Und der einzige Ort an der Strecke mit Hotels. Von dort führt uns die nächste Etappe nach Sarchu. Auf dem Weg galt es den Baralacha La zu überwinden, 4980 m gibt die Karte an. Also ca. 2.000 m im Anstieg. Sarchu ist ein Hochtal auf ca. 4.400 m Höhe mit einer gigantischen, durch den Fluss geprägten Landschaft. Die Nacht verbringen wir in komfortabelen Zelten mit bequemen Betten und einem Aufenthaltszelt für unsere Gruppe. In der Nacht wird es empfindlich kalt. Das Thermometer fällt unter 0 Grad. Zum Glück macht uns die Höhe wenig zu schaffen und bisher ist uns das schmackhafte Essen gut bekommen.
Der nächste Tag führt uns nach Leh. Aber davor haben die Götter noch drei Pässe gelegt. Wir starten daher früh und müssen zunächst auf den Nakee La. Anschließend über den Lachulung La und dann noch über den Taglang La, mit 5350 m der zweithöchste Pass der Welt. Zusätzlich zur dünnen Luft machen uns die schweren, schwachen Lastwagen mit ihren Abgaswolken das Leben schwer. Die letzten 60 km rollen wir durch das Tal des Indus bis nach Leh.