Überrascherweise war heute morgen alles trocken und mit 14 °C schon wieder warm, bestens geeignet für einen schnellen Start, aber ich habe den Tag gestern nachgeschrieben und daher erst gegen 12 Uhr nach Orléans gestartet. Auf einem glatten, ebenen Damm war Orléans schnell erreicht, aber in voller Mittagsruhe.
Orléans mag zwar beeindruckend sein, aber irgendwie entstand keine Beziehung. Da hat mir Troyes viel besser gefallen (ja, der Tag fehlt im Moment immer noch).
Daher erledigte ich meine Einkäufe (incl. Ersatz für verlorenes Ladekabel) und fuhr noch 30 km weiter.
Dann noch über die alte Brücke zum Cpl., und dort große Überraschung: ein Pärchen erkennt mich wieder. Vor 5 Tagen am Lac d'Oriente waren sie meine Nachbarn. So haben wir den Abend gemütlich zusammen verbracht. Und wer weiß, ob wir uns nicht am Atlantik das nächste Mal treffen 😉
Der Tag begann mit einer neuen Herausforderung: Regen. Der französische Wetterdienst hat die Uhrzeiten dafür ständig verschoben, sodass ich nicht wirklich planen konnte. In einer ersten Regenpause bin ich aufgestanden und habe im Schutz eines Baumes gefrühstückt. Als es dann wieder heftiger wurde, habe ich alles in das Zelt gerettet und meinen Blog nachgeschrieben. Gegen 11 h hörte der Regen auf, meine neuen Bekannten verabschiedeten sich unter Austausch der Kontaktdaten, ich suchte erstmals "wärmere" Kleidung raus und dann ging es los zurück über die Brücke.
Irgendwie hatte ich schon Hunger, also bin ich spontan nach Beaugency reingefallen. Ein toller kleiner Ort mit der besten Bäckerei bisher 😀. Das belegte Baguette habe ich soweit reduziert, dass es quer in die Lenkertasche passte, und dann ein Traum von einem Croissant aux amandes: eine dünne Hülle Croissant um grobes Marzipan. Davon habe ich mir auch noch ein bisschen aufgehoben, was allerdings Fettflecken auf der später eingepackten Windjacke verursachte...
Jetzt hatte ich schon die Position meines Zeltes perfekt geplant, da verhinderte eine Wolkenbank, dass meine Wäsche von gestern Abend trocknen konnte. Aber auch damit lerne ich umzugehen: schreiben und noch eine Kanne Tee. Dafür brauchte ich allerdings einen ausgeliehenen Anzünder, weil meiner nicht mehr wollte, wohl leer....
Also lieber schnell weiter nach Amboise, 40 km entfernt. Am Ortsausgang habe ich beinahe den ersten Fahrradunfall seit Kindertagen: ein Mann auf einem MTB hatte mit mir die Deichstrasse gequert, fuhr rechts vor mir, und ich wunderte mich schon, warum er nicht Gas gab, sondern sich umdrehte. Bis ich realisierte, dass er nach links im 135 ° Winkel abbiegen wollte. Ich sah uns schon ineinander krachen. Er bremste ab, und ich mit meinen Gewicht gab noch einmal extra Tempo, und dann war ich an ihm durch, und er bog mit der Körperbeherrschung der MTB-Leute auf die Schotterpiste ab. Ufff, gerade noch mal gutgegangen. Blois ist nicht meine Welt 😞.
Zum ersten Mal sehe ich ganz viele Radfahrer, wahrscheinlich weil sie jetzt im Schatten sitzen, Mittag essen oder sich erholen, während ich unterwegs bin.
So komme ich gegen 15 h nach Amboise, und es ist Liebe auf den ersten Blick 😀😃
Jetzt nur noch schnell zum Cpl. auf der Insel in der Loire, das schwere, bepackte Fahrrad loswerden, und zurück zum Erkunden. Als das Zelt stand gegen 17 h, brauchte ich dringend einen Kaffee. Ohne Anzünder... was dazu führte, dass sich 2 Familien um mein Problem kümmerten. Nämlich anzünden ohne Streichholz oder Feuerzeug. Das Ehepaar schenkte mir 3 Spaghettis, mit denen sie die Kerzen in tiefen Gläsern anzünden. Und die Familie stellte mir ein Teelicht in einem Gläschen zur Verfügung. So hatte ich gerade meinen Kaffee fertig, als Sven anrief mit guten Nachrichten.
Schließlich war es schon nach 19 Uhr, als ich wieder ins Zentrum zurück fuhr. Zu spät, um im Tabac noch nach meinem speziellen Anzünder fragen zu können. Also suchte ich die Creperie in der Altstadtgasse und bestellte mir ein Crêpes-Menü...
Heute war ich schon um 9 Uhr startklar. Damit konnte ich mich gerade noch von dem netten Ehepaar verabschieden, von der Familie war noch niemand auf... Die heutige Herausforderung: gegen 17 h soll der Regen anfangen und auch am kommenden Ruhetag anhalten. Und ich hätte doch gerne einen schönen Platz dafür. Zum Glück gibt es hier entlang der Radroute mehr Cpl.
Das nächste Etappenziel war die größere Stadt Tours. Es gibt nur ein kleines Schloss und eine kleinere Kathedrale, nichts wirklich Touristisches. Aber: einen wunderschönen alten Bahnhof... 😀
Das Navi hat wieder Probleme, aus der Stadt heraus zu finden. Aber ich stoße auch erst später auf die Ausschilderung des Loire-Radweges. Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Zuerst ging es am Cher entlang (ja, für das berühmte Schloss über den Cher als Fluchtweg im 2. Weltkrieg habe ich mir keine Zeit genommen. Dort waren wir vor 33 Jahren).
Der Platz war genial für meinen Ruhetag. Für Zelter gab's die "Sommerküche", überdacht mit Bänken, Herd etc.und Licht; und das direkt meinen zugewiesenen Zeltplatz gegenüber.
Und dafür, dass der ganze Tag vorher mit stündlich über 70 % Regenwahrscheinlichkeit angesagt war, entwickelte er sich prächtig 😀. Bis Mittags zum 1. Schauer war sogar meine Wäsche wieder trocken. Aber als ich mich gegen 15:30 h aufraffte, doch noch etwas Besuchsprogramm zu machen, kam ich nicht weit.
Okay, dann schaue ich mir Saumur halt morgen früh an. Und esse noch einmal auf dem Cpl., da nichts eingekauft.
Aber weit gefehlt: die Gastronomie in Saumur mag mich nicht.
Der Betreiber des Restaurants rückte mir sein Schild mit "complet" triumphierend genau in den Weg. Obwohl etliche Tische noch nicht einmal gedeckt waren. (Vermutlich hatte er einfach nicht genügend Personal).
Also kam ich doch noch zu meinem Ausflug in das Zentrum von Saumur. Das macht auch im alten Kern einen großzügigen, städtischen Eindruck mit vielen Geschäftsstellen und Restaurants. Aber irgendwie wollte es nie so richtig passen, und wenn's das Preisniveau war. Also fuhr ich zurück zu einem CitySupermarkt und holte mir das letzte warme Hähnchen mit Bratkartoffeln, die ersten Weintrauben und Kokosmakronen für den Nachtisch. Direkt gegenüber lag eine geschlossene Pizzeria. Dort setzte ich mich am Rand unter der Markise auf einen trockenen ! Stuhl. Ich war fast fertig, als ein aufgebrachter Franzose die große Türe aufschob und von mir verlangte, dass ich sofort zu verschwinden hätte. Er ließ mich überhaupt nicht zu Wort kommen. Also packte ich ein, und rief ihm hinterher, dass ich bei ihm einen Kaffee getrunken hätte, wenn er mich gelassen hätte. Ich fand einen neuen Platz gegenüber; und ein junger Mann wünschte mir "guten Appetit " und der Typ wäre immer so......
Auf dem Cpl. umrundete ich das Restaurant und fuhr zur großen Terrasse mit Blick auf das Schloss. Aufgrund der eingezogenen Plastikwand zum Restaurant hatte ich heute die Terrasse ganz für mich alleine 😀😃.
PS: woher ich weiß, dass er Franzose war und kein Italiener? Ein Spanisch !-Lehrer hat erzählt, dass Italiener die besten Gastgeber der Welt sind. Sie erfüllen dir jeden Sonderwunsch, wenn sie nur die Zutaten besorgen können. Ein Erlebnis von uns: Pizza/Pasta essen auf dem zentralen Platz in Amalfi, also Touri-Hochburg. Der Kellner stellt ein tolles Knabberzeug auf dem Tisch. Beim Abräumen fragt er natürlich, ob es geschmeckt hat. Ich antworte, ja prima, aber das Beste war das Knabberzeug, wie das denn heißt. Daraufhin hat er mir eine Tüte davon geschenkt: Tarallucci. Daher hätte jeder Italiener die Situation freundlich für sich umgestaltet 😉.
Mittlerweile habe ich viele Schlösser gesehen und will auf eine lange Etappe Richtung Nantes gehen. Nachdem ich so viele begeisterte Berichte gelesen habe, kürze ich doch nicht bei Angers nach Süden ab.
Ähnlich wie im Osten von Saumur, liegen westlich "einspurige " Orte mit weichem Gestein dahinter, in die Höhlen oder Keller gegraben sind. Westlich vor allem für Weingüter.
Irgendwo bin ich einem falschen Fahrrad Schild hinterher gefahren und fand mich weitab wieder. Wenn die Rest-km steigen trotz kräftigem Radeln, stimmt etwas nicht 😞.
Nach dieser Foto hatte ich ein technisches Problem: die Steuerung des Fahrrads reagierte nicht mehr, weder im einen anderen Gang noch seitwärts in eine andere Ansicht 😞. Aktuell fuhr ich in ECO, dem 1. Gang; und im Hintergrund arbeitete die Navigation 😀. Die Kabel saßen alle fest. ????. Also erstmal vom Berg wieder runter. An der Loire weitere Untersuchungen, die Steuerung abgeclipst und die Pole kontrolliert. Danach konnte ich schon mal wieder die Gänge schalten 😀, der Rest kam irgendwann später. Keine Ahnung, wo mir jemand am Samstag Mittag mit e-bike Erfahrung hätte helfen können...Ich vermute, Feuchtigkeit von der Nacht, wo auch die Sachen im Zelt teilweise feucht geworden sind.
Ab hier wurde es hart. Ich fuhr sowieso im 2. Gang gegen den Wind. Nur noch 20 km, 15 km bis zum Cpl gegenüber einem alten Ort. Dann kam zwar ein Cpl., aber völlig isoliert gelegen. Komm, die letzten 10 km schaffst du noch. Ja, mit nur noch 8 % Akku ans Ziel. Und meiner so weit unten, dass ich nur noch das Zelt und die anderen Sachen zum Trocknen überwachte, erst einmal einen Kaffee kochte, um meinen Kreislauf zu stabilisieren und dann meine letzte Tütenmahlzeit investierte. Auch Duschen fiel aus.
Morgen ist Sonntag. Da fahre ich zum Ausgleich nur die 50 km bis Nantes und mache es mir dann gemütlich. So.
Also den Sonntag gemütlich beginnen. Noch etwas schreiben und dann im Supermarkt einkaufen gehen, was gestern nicht funktioniert hat.
Da der Supermarkt an der Hauptstr. immer geradeaus liegt, fahre ich ohne Routing los. Und stelle verblüfft fest: die neue Route ist im Nyon, der Steuerung, angekommen OHNE dass ich die Geräte mühsam dazu überreden musste. Es ist halt Sonntag 😀.
Im Supermarkt finde ich mit Hilfe endlich eine Gaspatrone, damit ist die Tee- und Kaffeeversorgung ja wieder gesichert. Es ist Sonntag.
Um 12 h geht es endlich auf die neue Route.
Und dann 10 km lang auf einem breiten Ashaltband, auf dem aber jetzt sonntäglich viele Leute unterwegs waren. 1 großer improvisierter Parkplatz gehörte zu einem großen Flohmarkt, ein "wilder" Campingplatz mit mindestens 400 Fahrzeugen zu einem Event mit Modellflugzeugen. Also richtig Leben vor Nantes.
Plötzlich war die Stadt da, mit Straßenbahnen, breiten Alleen, vielen Kreisverkehren und modernen Häusern. Jetzt nur noch 6 km Cpl., auf tollen Radwegen oder abgeteilten Streifen auf der Straße, den Hügel rauf. Und dann: Camping de Nantes, 5 🌟🌟 ✨️🌟 🌟 Platz, und "complet", auch für ein kleines Zelt 😞. ( Die machen es wirtschaftlich richtig: denen ist egal, wer auf der Parzelle steht). 17 Uhr, das wäre perfekt gewesen, und ein Restaurant für eine Kleinigkeit.
Es half alles nichts, der nächste Cpl. lag 11 km zurück, da war ich schon dran vorbei gefahren. Der hatte offiziell Sonntags geschlossen, aber die Einfahrt für die Radfahrer stand offen und ich durfte bleiben 😀. Mitten auf einer großen Wiese, sodass ich abends und morgens Sonne abbekomme. Und zum Abendessen gab es alle Reste.
Heute fahre ich mal leicht beschwingt durch die Gegend. Alles Gepäck bis auf die Lenkertasche und die Regensachen bleiben auf dem Platz.
Da ich mit dem Rad ja sooo schnell unterwegs bin, fahre ich tatsächlich erst einmal am Zentrum vorbei, das nicht zu erkennen ist. Daher treffe ich auf Besonderheit Nr. 1 in Nantes: die beeindruckende Gedenkstätte gegen den Menschenhandel und die Sklaverei. Gerade die Händler von Nantes sind bis zuletzt gegen die Abschaffung gewesen, da sie überproportional daran verdient haben.
So, jetzt habe ich wirklich genug Flüsse und Schlösser 🏰 gesehen. Auf, ans Meer. Ein neues Kapitel.