Ich werde schon vor dem Wecker um 7:00 h wach, denn die richtige Route lässt mir keine Ruhe. Die Straßenführung gestern war eine Katastrophe. Und es muss einen Grund geben, warum der Pilgerweg direkt an der Grenze nach Pamplona abgebogen ist. Und am Hotel fährt jetzt ein Auto oder LKW nach dem anderen durch.
Ich frage den Hotelier; und er meint, dass Richtung Pamplona weniger Verkehr sei und er mir dies empfehlen würde. Ansonsten sei Montag morgens immer etwas mehr Verkehr, und in San Sebastián wäre Filmfestival gewesen, also noch einmal mehr.
Mir bleibt nichts anderes übrig: ich muss erst nach San Sebastián, um eine neue Fahrradflasche zu kaufen. Jan hat mir den Fahrradladen rausgesucht, der Riese+Müller führt. Aber ich fahre einen km zurück auf die ruhige Nebenstraße.
In Lezo verliere ich die ausgeschilderte Fahrradroute nach San Sebastián und schlage mich mit meinem Routing, Kontrolle über Google maps und den vielen Radwegen ohne Ausschilderung durch. Denn auch in Spanien gibt es eine Menge separierter Radwege. Östlich von San Sebastián liegt ein großes Industriegebiet mit Unmengen von Eisenbahnstrecken, Autobahnen und Schnellstraßen. Nicht schön. Und dann blieb mein Herz fast stehen, als ich einen Rennradler auf eine Autobahn rasen sah; aber wahrscheinlich kannte der sich aus.
Und dann wurde es schöner und wohnlicher...
Und dann auf zum Fahrradladen. Gut, dass man hier bis 13:30 h arbeitet. Der schmale, aber tiefe Laden war vollgestopft mit Fahrrädern und Zubehör. Und tatsächlich: sie hatten die Spezialflasche und haben meine alte geklebt. Natürlich habe ich die "Kenner" zu meinem Routenproblem befragt. Und ebenfalls die Empfehlung für Pamplona bekommen...
Also vor dem Laden die entsprechende, schon vorbereitete Route aktiviert; und los ging's auf den schönen Fahrradspuren. Nach kurzer Zeit holte mich ein Baske ein, der stolz darauf hinwies, dass er ja auch ein Riese+Müller fuhr. Ein Mann in der 130 kg-Kategorie, der perfekt englisch spricht, und die nächsten 11 km den selben Weg wie ich zu seiner Wohnung hatte. Daher hatten wir genügend Zeit für Informationsaustausch. Er gab an, dass ich auf dem Weg nach Pamplona als erstes 25 km auf Schotter steigen müsse, während Richtung Vitoria-Gasteiz ein asphaltierter, ziemlich ebener Weg mit 70 km Länge führen würde. Ich habe ihm vertraut.....und es nicht bereut.
Und so folge ich dem alten Pilgerweg, der ganz "modern " asphaltiert und meist auf abgetrennten Spuren unterwegs ist. Aber mir sind erst im Hotel andere Pilger begegnet, Wanderer. Überhaupt sind nur ganz wenige andere Reiseradler zu sehen, ich errege überall Aufmerksamkeit. Dafür nutzen die Einheimischen diese ungefährlichen Wege für ihren Sport. Insbesondere ältere Menschen sind dort flott unterwegs. Das ist mir in F nie aufgefallen.
In Beasain ist am späten Nachmittag alles auf den Beinen oder im Auto (kleines Chaos). Und im erschwinglichen Hotel behaupten sie doch tatsächlich erst einmal, sie wären ausgebucht. Morgens hätte ich das aber noch buchen können. Es genügte, dass ich mein Handy auspackte, dass die Senora doch noch einmal in Papieren und Computer nachschaute und doch noch ein freies Zimmer fand zum von mir genannten Preis von EUR 69. Zur Strafe habe ich dort weder abends noch morgens gegessen, was natürlich evtl. Vorbehalte nur bestärkt hat. Das Hotel lag wieder an einer Ausfahrt von der Schnellstraße; diese Struktur sollte ich mir merken.
Gegen 20 h freute ich mich auf ein Abendessen in der Stadt, aber die Menschen waren jetzt alle zuhause. Auch eine Passantin konnte mir kein Restaurant nennen. Daher schnell in ein Lebensmittelgeschäft und einen vorbereiteten Salat und Kleinigkeiten gekauft.
Von dem Basken kam per WhatsApp die Route für den kommenden Tag 😀.
Man merkt, dass ich vom Meer weggefahren bin: die Temperaturen vor allem nachts gehen stark runter. Heute morgen um 7 h sind es nur 7 °C. Also die Kleidung anpassen. Dafür ist der Wind nicht so stark.
Überhaupt ist anpassen angesagt 😉. Die spanischen Vokabeln kommen so langsam wieder, es sind immer dieselben, die mir nicht einfallen und die ich nachschaue ( wie hat man das nur früher ohne google Übersetzer gemacht 😉 ).
Die Gepäckstücke hatten alle einen perfekten Platz in den 3 Teilen bekommen. Aber ich kann sie nicht neu organisieren, sodass die 'Hotelsachen ' alle in einem Sack landen. Was ich an Wegen auf dem Cpl. an Zeit einspare, brauche ich u.U. an Zeit, um in 3 Partien die Gepäckstücke ins Zimmer sowie zurück zum Fahrrad zu bringen.
Und am 1. Morgen im Hotel war klar, dass ich frühstücken gehe. Er bot immerhin einen warmen Toast mit Schinken und Käse an (spanische Spezialität). Am 2. Morgen habe ich mir mein Müsli gemacht und nur einen Kaffee an der Bar getrunken. Ich vermisse meine Pötte mit Tee 😞.
Also ich gegen 10 h losfahre, scheint die Sonne schon auf die Straße. Der Pilgerweg führt im Bogen auf einen niedrigeren Pass, während die Schnellstraße direkter und höher verläuft.
Auf der Südseite kann ich meine Fuhre rollen lassen, schneller als 45 km/h wird sie nicht. Die Landschaft ändert sich schnell und wird weiter und weniger grün, da abgeerntete Felder.
In Altsasu mache ich Pause bei einer Bäckerei. Ich setze mich zu einer Dame, die mich schon auf das Rad angesprochen hatte. Die Unterhaltung funktioniert einigermaßen auf Spanisch.
Danach geht's nach Westen durch ein weites Tal.
Als ich gegen 19 Uhr wieder raus ging, lagen schon zu tiefe Schatten in der Stadt, sodass ich keine weiteren Fotos gemacht habe. Die Suche nach einem Restaurant, dessen Küche schon geöffnet hatte, dauerte so lange, dass ich schließlich gegenüber meinem Hotel essen gehen konnte. Immer noch das 'menu del día' für 12,50 Euro, bei dem man aus mehreren Angeboten für den 1. Und 2. Gang aussuchen kann sowie 1 Getränk und Dessert incl. sind. Spanien ist spürbar billiger, lediglich durch die Hotelzimmer teurer.
Nach einem Müsli im Zimmer und einem Kaffee in der Bar gegenüber geht es warm angezogen los, nur 10 °C. Und das Routing funktioniert wieder nicht richtig: ich habe eine blaue Linie, aber keine Anzeige, wie weit bis zur nächsten Abbiegung. Auch keine Hochrechnung zum Ziel. Egal, wie häufig und von welchen Orten aus ich neue Routen bastele. Na, das kann ja heiter werden, denn es gibt mindestens 1 kritischen Abschnitt.
Aus Vitoria-Gasteiz raus begleiten mich wieder die schönen neuen Wohnblocks, die abrupt enden. Dann noch ein paar genauso schön und grün angelegte Gewerbegebiete, sah alles sehr neu und gepflegt aus. Und dann liegt die Stadt hinter mir, ich ziehe die dünnere Kleidung an und fahre nach Routing in den ersten Ort.
Und dann stand ich vor der Entscheidung: nehme ich den Schotterweg oder fahre ich zurück ins Tal zur Landstraße? Die Linie unter dem Routing war ungewohnt grün, aber es sollte kein Single Trail sein. Und ich bin weiter gefahren....
Damit hatte ich für die ersten 15 km diesen Tages glatte 2 Stunden gebraucht. Gut, dass ich nicht in Briviesca gebucht hatte, das schaffe ich ja nie. Jetzt erst einmal km machen und die nächste kritische Stelle vor Miranda del Ebro klären, und mir dann dort ein richtiges Mittagessen gönnen.
Ich bin den Schildern Zentrum nachgefahren und im neuen Zentrum gelandet. Dort gab es jede Menge Bars und Cafés. In der Fußgängerzone waren dafür schon so Zelte aufgebaut, wie wir sie von Veranstaltungen her kennen. Hier werden die aber schon gegen die kalten Temperaturen benötigt.
Und wie ich da so mein Fahrrad schiebe und wahrscheinlich einen geknickten Eindruck machte, spricht mich ein Spanier an, ob ich eine Unterkunft suchte; sein Handy immer noch am Ohr. Nein, ein Restaurant, aber hier sind ja nur Bars. "Da vorne nach rechts und dann die Straße immer geradeaus bis sie aufhört." Ich also zurück und nach rechts und dann hörte die Fußgängerzone auf, aber kein Restaurant. Da spricht mich die nächste Person an, diesmal eine Frau. "Ja, genau, da hinten und dann nach links um die Ecke. Da ist sie immer mit ihren Eltern hingegangen, weil dort so gut gekocht wird". Sie interessierte sich für mein Fahrrad 😉. Und tatsächlich, das Essen dort war gut, und zum Nachtisch der erforderliche Kaffee.
So gestärkt konnte ich tatsächlich die restlichen 40 km bis zum geplanten Ziel fahren. Es ging auf die andere Seite des Flusses, dort sah ich noch das alte Zentrum mit evtl. einem Restaurant, aber nicht diesen Erlebnissen 😀.
Das tolle alte Hotel war verwaist. Also fuhr ich zur Alternative. Und der Hotelier dort holte mein Fahrrad ins Haus, bevor ich richtig eingecheckt hatte. Daher ging ich bei ihm frühstücken, mit 2 Kaffees und 4 Toasts mit Serranoschinken. Nur, um dann herauszufinden, dass das Frühstück im Preis von EUR 47 inbegriffen war. Hierhin komme ich irgendwann zurück.
Für heute habe ich mir nur einfache 40 km auf der Bundesstraße N 1 vorgenommen, also in 2 Stunden in Burgos. Nicht, dass ich langsam doch ans Pilgern denke. Vor 27 Jahren waren wir mal dort, aber kaum eine Erinnerung außer 'schöne Stadt'.
Oben gibt's noch einen verwaisten Rastplatz. Dann ging's erst langsam abwärts, und dann kamen Gefahrenschilder: 8 % Gefälle, bei Glätte nur mit 40 km/h, gefährliche Kurve nach rechts ( unter der Autobahn durch). Vorsichtig angefangen, nahm meine Fuhre aber Fahrt auf. Bei 53,7 km/h hoppelte das Vorderrad über einen Stein, und das Fahrrad kam ins Trudeln. Sanft runter gebremst, genauso wie beim Anhängerfahren, wenn der ins Trudeln kommt. Das war wohl die richtige Therapie 😀. Und dann wieder ausatmen.
Bei ca. 900 m Höhe hörten die Schneestangen wieder auf, und ich musste wieder anfangen zu treten. Wenige km weiter befindet sich ein riesiger Parkplatz, der wohl nur bei Eis und Schnee den Lkws zur Verfügung steht.
Nach 33 km fuhr ich am Ortseingangsschild von Burgos vorbei, also noch 7 km bis zum Zentrum. Punktabzug für Burgos: kein separater Fahrradweg auf dem Abschnitt. Anfangs Gewerbegebiet ( da habe ich wandernde Pilger gesehen), dann dichte, massive Bebauung mit Wohnblocks ( anders als Vitoria-Gasteiz). Der Verkehr wurde jetzt nach 12 h so zäh, dass ich kein Verkehrshindernis darstellte. Und dann durfte ich weiter geradeaus auf den Boulevard, während die Autos nach rechts oder links abdrehen mussten.
Viele schattenspendende Bäume rechts und links, darunter Cafés und Restaurants, dann ein erster Torbogen zur Plaza Major...
Ich habe es ja sonst nicht so mit Kunst, Kultur, Museen und Kirchen. Aber sie hatte mich schon von außen beeindruckt, daher bin ich reingegangen, gegen Eintritt von EUR 9 für normale Touristen. Und dann wird man unmerklich auf einen Rundkurs geschickt, immer neue imposante Anbauten und Kapellen, Treppe rauf, Grabstätten, ein Kreuzgang, riesige Wandteppiche, ein Ausstellungsbereich zur Entwicklung der Kathedrale und und und. Für meinen Eintritt habe ich weder einen Plan noch die Audioführung erhalten. Einiges hätte mich intensiver interessiert. Und trotzdem kam ich erst nach einer guten Stunde wieder in die Sonne. Für mich ist sie die beeinduckendste Kirche, die ich bisher gesehen habe.
Ich habe sogar ein günstiges Hostal für 45 Euro gefunden, mich etwas erholt, und dann zum Abendessen wieder ins Zentrum gefahren. Direkt an diesem zentralen Platz habe ich ein gutes Angebot zum Essen gefunden, aber durch den kalten Wind lieber drinnen gegessen und daher nicht das Leben beobachten können.
Da die Wettervorhersagen ab Samstag Regen erwarteten, musste ich noch einmal los und dann erst den Ruhetag einlegen. Dafür wollte ich einen schönen Ort und ein schönes Hotel haben.
Die Strecke Burgos - Madrid hat mir ja lange Kopfzerbrechen bereitet, da die direkte Route von Norden über ein Gebirge mit steilem Anstieg führt. Das konnte ich in der Fahrrad-App durch Ausprobieren entschärfen, indem die Route leicht nach Westen über Segovia führt. Und ich damit auch noch diese schöne Stadt mitnehmen kann. Das ist mit ca. 200 km nur in 2 Tagen zu erreichen.
Aber wo stoppen? Da gibt es den Ort Roa, der in 80 km und 700 Höhenmetern entfernt liegt. Und ca. 20 km weiter der größere Ort Peñafiel mit einer tollen Burg, der wäre viel schöner. Also erst einmal Richtung Roa los.
Außerdem habe ich es doch geschafft, alle für den Hotelbetrieb benötigten Artikel in den gelben Sack zu packen. Falls die roten Seitentaschen nicht am Fahrrad bleiben können, brauchen ich sie zumindest nicht mehr auszupacken 😀
Der Preis für einen Kaffee für Einheimische ist hier jetzt auf Euro 1,20 gefallen. Das tröstet mich nicht wirklich darüber, dass die Navigation wieder nicht funktioniert, also die Karte darunter defekt ist.
Aus der Stadt raus ging erstaunlich einfach, und dann fingen sofort die Wellen an.
Schon nach kurzer Zeit habe ich meine blaue Linie auf dem Navi verloren, sprich ich hätte irgendwo anders abbiegen sollen. Aber das machte nichts, denn am nächsten Kreisverkehr zeigte ein Schild nach "Roa 74 km". So ein entfernt liegendes Ziel habe ich noch nie angeboten bekommen.
Daher bin ich den ganzen Tag mit einer anderen, technischen Anzeige gefahren, um möglichst optimal Stufe und Gang einzustellen. Es war schnell klar, dass ich Strom nachtanken müsste, also konnte ich auch mit optimaler Motorunterstützung fahren.
Auf der glatten Strecke außen herum wurden es noch einmal 25 km bis Peñafiel. Ich hatte mir ein Hotel herausgesucht, wo mich nur die Preisangabe mit Eur 130 p.N. irritierte. Das passt nicht zur Gegend. Dort angekommen, war niemand zu erreichen. Da kamen 4 Spanier vom Autoparkplatz mit kleinen Koffern auf das Haus zu. Einer rief die Vermieterin an, eine Freundin von ihnen. Und dann stellte sich heraus, dass sich der Preis auf das ganze Haus bezog, dies aber mit den Freunden jetzt belegt sei. Sie hat mir dann den Weg zur nächstgelegenen Unterkunft erklärt. Da gab es nämlich eine Tücke: das Haus liegt an der Stierkampfarena, die nur 2 Fußgänger Eingänge hat. An dem Haus war auch niemand, aber 7 Türen weiter die Touristeninformation. Und die Dame dort arbeitete um 18:30 h noch und hat für mich die verbliebenen Möglichkeiten abtelefoniert. Erst die 3. und letzte hatte für beide Nächte noch ein Zimmer frei, für je Eur 24. Mein Fahrrad bekam ein separates Quartier. Das alles wurde in einer lauten Bar zwischen Einheimischen und Spielautomaten geklärt; zum ersten Mal fühlte ich mich unwohl. Aber das Hostal lag 100 m entfernt und dort war alles in Ordnung. Hier in der Bar sollte ich auch essen können, aber erst nach 20:30 h. Das erschien mir erst noch sehr spät, aber bis das Fahrrad eingeparkt und ich geduscht hatte, war es schon soweit. Und dann stellte sich heraus, dass das Restaurant hinter einem Paravent versteckt lag, alles viel ordentlicher als in der Kneipe. Dort blieb ich der einzige Gast, bis ich schon beim Nachtisch war, 21:30 h. An diese späten Zeiten in Spanien muss ich mich erst noch gewöhnen 😉. Das Essen war sehr lecker.
Neue Herausforderung: Wie meine Wäsche waschen, wenn ich sie nicht abends in Sonne und Wind trocknen kann? Seit dem Hotelbetrieb hatte ich kaum dazu Gelegenheit. Also habe ich heute zum ersten Mal in meinem Leben Bekanntschaft mit einem Waschsalon gemacht. Nach Kontrolle der Etiketten stellte sich aber heraus, dass die meisten und wichtigsten Sachen gar nicht in den Trockner dürfen. Zufällig traf ich die Putzfrau und fragte sie nach einer Wäscheleine. Da Bulgarin, wurde ihr Mann angerufen, der mir eine Adresse bei einem Supermarkt nannte. Prima, dann kann es ja losgehen.
Von wegen: ich musste erst zu einem Geldautomaten, um Nachschub zu holen und damit 1-Euro-Münzen einzutauschen. Preis 6 Euro inkl. Waschmittel. Die Stühle in den Waschsalons erklären sich damit, dass die meisten Programme nach 30 Minuten fertig sind. Danach auf zu der anderen Adresse, aber dort waren keine Wäscheleinen zu finden. Nur ein 2. Waschsalon 😉. Also weiter ins Hostal und eine Wäscheleine gespannt vom Fuß des Fernsehers zum geöffneten Fenstergriff. 3 Teile mussten anders versorgt werden.
So ein Waschsalon ist ziemlich praktisch für Reisende wie mich, aber doch unrentabel für Einheimische ....
Weil ich den Blog weitergeschrieben habe, bin ich erst nach 21 h im Restaurant angekommen. Und war immer noch die Erste. Diesmal füllte es sich schneller, und vor allem lauter. Den Fernseher hörte niemand mehr. So dass ich vor dem Lärm regelrecht geflohen bin. Meine Rechnung sollte ich schon heute bezahlen: tatsächlich 24 Euro die Nacht, und 2 x Tagesmenü à 11 Euro. Unglaublich 😀.
Und PS zum Wetter: ich habe keinen einzigen Regentropfen gesehen 😀. Der ist wieder gestrichen für die nächsten Tage.
Um 7 Uhr morgens sollen es draußen nur 3 °C bei wolkenlosem Himmel sein. Mittlerweile bin ich froh, nicht mehr zelten zu können.
Da ich die Karte von Kastilien-Leon neu ins Nyon (die Steuerung) geladen habe, funktioniert das Routing wieder, und ich habe mich auf kleine Landstraßen Richtung Segovia
eingelassen.
Meine 3 Sachen sind jetzt schnell gepackt, noch zur Bar, auf einen Kaffee und beinahe den Schlüssel nicht abgegeben. Um 9 h am Sonntag ist hier noch nichts los, komisch 😉.
Die Temperatur fällt aber bis auf 8 ° C im Schatten der Bäume anstatt zu steigen und nach wenigen km kriecht mir die Gänsehaut die Beine hoch. Ich halte schließlich doch an und packe warme Hose und Socken aus. Alle warmen Sachen werde ich bis zum Hostal nicht ausziehen, da die Temperatur auch in der Sonne nicht über echte 16 °C steigt. Es ist Herbst.
Kurz danach geht es in Schleifen zum ersten Ort hoch, und dann bin ich auf einer Hochebene, anfangs topfeben, auf gut 900 m Höhe. Rechts und links ( im Westen und Osten) sind keine Begrenzungen zu sehen, lediglich im Süden bauen sich langsam blaue Berge auf. Irgendwann wird mir klar, dass dies der kritische Bergriegel nördlich von Madrid ist.
Heute habe ich die gute Straße ganz für mich alleine
Ich bin noch nie so leicht so weit vorwärts gekommen, auch wenn der Speicher ständig leichte Höhenmeter sammelt. Kurz nach 12 h habe ich schon mehr als die Hälfte geschafft, als ich in Aguilafuente anhalten. Das ist der einzige "größere" Ort auf der ganzen Route.
Beinahe hätte ich den Ort umgetauft in "Stadt der Frauen ", denn ich habe noch nie so viele gesehen. Vor mir saßen 3 junge Frauen. Um 12:30 h fingen die Glocken der Kirche neben mir und des Rathauses gegenüber an zu läuten. Und verschreckten erst einmal eine Unzahl von Tauben. Und dann erschienen 4 Frauen im Sonntagsstaat...und dann kamen auch noch ein paar Ehepaare, und wieder einzelne Frauen; insgesamt so ca. 20 Personen sind um diese für uns ungewöhnliche Zeit zur Messe gegangen...
Die Strecke schlängelt sich durch die Landschaft, und dann stelle ich neue Höhenrekorde auf, zum ersten Mal auf 1.000 m, schließlich bis auf 1.063 m. Es sind nur noch 4 km bis zum Zentrum, als ich Segovia zum ersten Mal sehen kann. Und dann habe ich auch 837 Höhenmeter Anstieg hinter mir.
Die Distanz von Segovia nach Madrid incl. der Steigung dazwischen ist für einen Tag zu groß. Da mir Segovia so gut gefallen hat, nehme ich mir noch den Vormittag für einen 2. Besuch, und dann eine kleine Mittagstour von 35 km über einen Pass nach San Rafael.
Da Segovia auf über 1.000 m liegt, ist es morgens wieder ganz schön kalt, 5 °C. Bis ich den blog wieder à jour und mein Müsli gegessen hatte, schien die Sonne auch schon in die breiteren Straßen. Das Fahrrad wieder auf die Straße bringen, war viel einfacher 😉.
Ich erwartete die ganze Zeit, dass die Straße auf 1.500 m ansteigt, denn für heute waren auch 500 m Steigung angesagt. Dann waren es nur noch 10 km bis San Rafael und noch keine 1.200 m erreicht. Na, das kann ja noch heiter werden 😞. Aber für heute zum Glück, hatte ich Zahlen durcheinander gebracht. Den höchsten Punkt dieses Abschnitts mit über 1.500 m mache ich erst morgen früh. Heute war bei 1.272 m Höhe Schluss. Da standen trotzdem schon die Schneestangen, diesmal in signalgelb und rot. Und die Abfahrt ins Tal war sehr lang, zum Glück nicht so steil wie an der anderen Stelle.
Von San Rafael gibt es keine Bilder, der Ort hat nichts Schönes. Ich habe die zusätzliche freie Zeit in der Sonne genossen und Pläne für Madrid gemacht. Und wenn frau in Spanien um 17 h Hunger hat, bleibt nur der Supermarkt. Aber ich freute mich schon darauf, Käse einzukaufen 😀.
Was mir in Bezug auf Temperaturen aufgefallen ist: gestern und heute dürften ungefähr dieselben Kurven gehabt haben. Gestern bin ich morgens ausgekühlt und dann den ganzen Tag in der winddichten, warmen Hose und Jacke, anfangs auch Handschuhen gefahren und hatte immer nur ganz kurz das Bedürfnis, sie auszuziehen. Dann war ich schon wieder froh darüber. Heute bin ich in warmer Hose und der leichten Fahrradjacke viel später aus dem Haus, habe mich immer in der Sonne aufgehalten, sofern möglich. Und nur wenige km hinter Segovia war mir zu warm an den Beinen, sodass ich die dicke Hose ausziehen musste. Und mich getraut habe, nur in der Fahrradhose weiterzufahren. Die leichtere Jacke über meinem T-Shirt habe ich anbehalten, und das war okay, weil ich schon verschwitzt war.
Wie unterschiedlich selbst ich dieselbe Temperatur empfinden kann 😉.
Die Spanier haben auch längst ihre warmen Kleidungsstücke heraus geholt, Daunenjacken, Sweatshirts, die Kassiererin im Supermarkt im Fleecepullover.
Stimmt ja, die Tag- und Nachtgleiche ist schon durch. Sonnenauf- und -untergang wurde mir mit 8:00 h angezeigt. Da ich den Pass nicht im Dunkeln fahre möchte, erlaube ich mir den Luxus, den Wecker auf 07:30 h zu stellen.
Zu meinem Morgenkaffee bekommen ich eine Churro-Stange dazu. Aber sehr gewöhnungsbedürftig, ich glaube nicht, dass wir Freunde werden. Vielleicht ist das so, wie mit dem Laugengebäck bei uns 😉
Raus auf die Straße und .... ich sehe fast nichts mit der Sonnenbrille gegen die tiefstehende Sonne, in die ich genau reinfahre. Zum ersten Mal bin ich froh, hinter dem Ort in den Schatten des Berges zu fahren und erheblich mehr sehen zu können. Z.B. den Untergrund. Ich bin froh über meine neongrüne Jacke, mit der ich hoffentlich genug auffalle; zumindest ein Reh erschrickt und bleibt auf der sicheren Seite der Leitplanke. Der Verkehr ist gering, die Spanier sind lieber um 9 Uhr abends noch unterwegs. Die Strecke steigt in langen Schleifen an. Bei ca. 1.300 m Höhe beginnt die Kriechspur für die Lkws, ab da fehlt der Seitenstreifen für mich. Aber die wenigen Lkws überholen wie immer mit gutem Abstand. Auch ich muss in die 3. Stufe hochschalten. Und dann in die 4. Stufe und zockele trotzdem nur mit 12 km/h den Berg hoch und hoffe, dass das Fahrrad es noch durchhält.
Und dann habe ich es geschafft, nach 5 km stehe ich auf dem Pass Alto de Léon oder Puerto de Guadarrama, 1.510 m hoch. 7 °C kalt. 😀😃.
Klar, dass es abwärts gehen muss. Aber müssen es denn direkt 11 % Gefälle sein . Ca. 8 km weit bis zum ersten Ort, Guadarrama, auf nur noch 981 m Höhe. Bremsen und Bremsen wieder loslassen, bremsen und Bremsen wieder loslassen .... In der anderen Richtung war das nicht so heftig.
Mit dem Ort war ein Hochtal erreicht und es ging moderat weiter abwärts. Dann über die Autobahn hinweg: 2 x 4 Spuren, unglaublich. Aber aktuell nur wenig Verkehr darauf. Und hinter dem nächsten Kreisverkehr hatte ich das Gefühl, die Stelle zu kennen: genau, die hatte ich mir bei der Planung angesehen, weil da eine Querung auf Schotter angegeben war: eine stillgelegte, alte Straße. Und weil ich keine Lust mehr auf schnelle Landstraße hatte, habe ich mich auf den Zickzack-Kurs durch die Orte eingelassen.
In den Orten bin ich kein Verkehrshindernis, die Autos werden durch die vielen Fußgängerüberwege total ausgebremst. Oft steht sogar 20 km/h auf der Straße. Und dann kam, ohne Ankündigung und ohne Anzeige des Gefälles, wieder ein Abhang. Den Autos wurde 40 km/h empfohlen, 50 km/h war das Maximum. Zum Glück war gerade erst ein Bus an mir vorbei gefahren. Und dann bin ich auch mit um die 40 km/h den Berg in Schlingen runter gerauscht, bis ....
Danach ging es wieder im Zickzack durch die Orte und auch mit ganz schönen Steigungen. Hier bin ich erstmals wieder auf Fahrradwege gestoßen, vor allem in der Mitte der Alleen. Und vor und hinter jedem Kreisverkehr musste erst einmal die Straße gekreuzt werden, im 90 ° Winkel. Damit die Fahrradfahrer nicht zu übermütig werden in ihrer Geschwindigkeit.
Ich bin in Madrid 😀😃.
Darum geht es auf dem nächsten Reiter weiter 😉