Das Wadi Bani Khalid ist auch nach unserer Meinung die schönste Schlucht zum Baden. Allerdings daher auch beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen, weshalb sich die Europäer an die islamische Kleiderordnung beim Schwimmen halten sollen...Also sollte man dort auf keinen Fall am Freitag sein.
Daher fahren wir in einem weiten Bogen dorthin, nämlich erst einmal Richtung Süden zum Ras al Hadd bzw. Ras al Jinz, wo man nachts die eierlegenden Schildkröten beobachten kann, die Strände sind
entsprechend gesichert. Da ich ein tolles Bild von der Steilküste gesehen hatte, fahren wir da raus: in ein nur für Touris angelegtes Info-Center + Zeltstadt am Abhang mit klimatisierten
Zelten für die optimale Beobachtung + Schlaflänge. Schnell wieder weg.
Aber etwas später finden wir nicht nur Steilküste, sondern auch heftigen Südwind, der richtig schöne Wellen produziert.
Die kleinen Orte, die wir durchfahren, sprudeln vor Leben, obwohl es bereits auf mittags zu geht, allerdings werden sie immer trostloser und das letzte Grün von Palmen o.ä. verschwindet. Kamele
tauchen wieder am Straßenrand auf. Die Umgebung wird sehr flach. Schließlich biegen wir bei Asilah wieder ins Landesinnere ab. Dadurch begegnen uns die letzten Ausläufer der Wahiba
Sands
Durch die grelle Mittagssonne ging es dann Richtung Nordwesten am Gebirge entlang, bis wir endlich wieder in eine interessantere Landschaft abbiegen konnten. Bald stieg die Straße steil ins
Gebirge an, und uns begegnete spürbarer Ausflugsverkehr mit großen, chicen Geländewagen. Kurz vor dem Ziel zweigte eine kleine Ortsstraße ab und führte auch vor ein verlassenes Restaurant, das
abseits alleine auf einem Grat lag: ein perfekter Übernachtungsort für uns.
Bestimmt wusste wieder jeder im Dorf innerhalb von 15 Minuten, dass wir da oben haltgemacht hatten. Alle Autofahrer an der Abzweigung winkten uns freundlich zu. Und dann kam wieder eine kleine Abordnung an Kindern, aber die freundlichste, trotz Sprachbarriere kommunikativste, interessierteste und dabei nicht aufdringliche Gruppe, die ich je erlebt habe. Und ich habe keinen Augenblick befürchtet, dass uns hinterher etwas fehlen wird, da sie mit allem sehr respektvoll umgegangen sind. Alle durften dann mal meinen Helm anziehen, aufs Mopped, und am nächsten Morgen haben wir zusammen das Zelt eingepackt. Den Jüngsten, aber Pfiffigsten hätte ich sofort "adoptieren" können. Und ich war fasziniert, mit welcher Auffassungsgabe sie die Abläufe lernten und umsetzten.
Falls solche Situationen "harten Motorradfahrern" schon vom Gedanken daran ein Gräuel sind: keine Angst, das liegt auch an meiner Art. Jan hätte sie mit einem strengen Blick und ein paar bösen
Worten wegschicken können.
Nach unserem Abendessen kam auch der "Bürgermeister" des Ortes zu uns gefahren, und wir haben wieder interessante Details über die Veränderungen unter Sultan Qabos gelernt, bis der Muezzin ihn in
die Moschee rief.
Daher waren wir früher als die Masse der Touristen am Straßenende und konnten anfangs das noch ruhig daliegende Wadi in der sanften Morgensonne genießen. Außerdem gab es am anderen Ende des
großen, aufgestauten Reservoirs ein Restaurant mit sehr gutem Kaffee; damit war Jan gestärkt für den Tag. Wir sind erst einmal bis zum Ende in einem Talkessel hochgewandert und dann an einer
schönen Stelle zum (Sonnen-)Baden geblieben. Dort kamen dann nicht nur "freizügige" Europäer hin, sondern auch Inder und Araber, die teilweise mit ihrer kompletten Kleidung ins Wasser
gingen. Oder mit Schwimmwesten, da sie nicht schwimmen konnten. Dort bin ich dann mit einer Iranerin ins Gespräch gekommen, auch über die unterschiedlichen "Schwimmtraditionen".
Jans knurrender Magen zwang uns am frühen Nachmittag, unseren Badepool zu verlassen und zum Restaurant zurückzuwandern. Unser Motorrad fanden wir schließlich auch wieder, mittlerweile ganz umrundet von Autos. Interessanterweise waren es immer indische Familien, die sich dort für die Maschine interessierten und ihre Kinder darauf ablichteten, sich dafür aber überschwenglich bedankten.
Unser Tagesziel war ein Hotel kurz vor der größeren Stadt Ibra. Das einzige Hotel, dessen Internetauftritt und die Realität nicht übereinstimmten und dessen Preis viel zu hoch war. Außer uns
übernachtete nur noch ein anderes Pärchen; seinen Umsatz macht das Hotel wohl eher mit diskreten Alkoholausschank....